Artikel in der Backnanger Kreiszeitung vom 21.9.2022 von Simone Schneider-Seebeck
Foto: Alexander Becher
Mit Zeit, Geduld und Genauigkeit zum Quilt
Bereits
zum elften Mal stellen die Näherinnen aus dem Weissacher Tal im Bürgerhaus
Unterweissach ihre Werke aus. Dem Einfallsreichtum der Quilterinnen sind keine
Grenzen gesetzt. Bei der Umsetzung der Ideen sind alle Beteiligten
ausgesprochen findig.
Die Weissacher Quiltgruppe feiert in
diesem Jahr mit einer Jubiläumsausstellung ihr 30-jähriges Bestehen. Die Frauen
treffen sich jeden dritten Freitag im Monat in Bruch. Foto: Alexander Becher
Weissach im Tal. Mittlerweile ist es
30 Jahre her. Eva Pondelik, eine Quilterin der ersten Stunde, ist selbst ganz
überrascht über diesen langen Zeitraum. Anfang der 1990er-Jahre hatte
Marieluise Schmidgall diese besondere Nähtechnik (siehe Infokasten) ins
Weissacher Tal gebracht und schnell Mitstreiterinnen gefunden. Hatten sich die
Quilterinnen zunächst noch in den heimischen Wohnzimmern getroffen, um dem
ausgesprochen vielseitigen und kreativen Hobby zu frönen, stellte die Gemeinde
Weissach im Tal der Gruppe zuerst in Cottenweiler im Dorftreff, danach im
Dorfhaus Bruch passende Räumlichkeiten für die Treffen zur Verfügung.
Zum Quilten gehört mehr als nur
Geschick in der Handarbeit
Seit dem Jahr 2000 finden regelmäßig
Ausstellungen der mit viel Zeit, Geduld und der penibelsten Genauigkeit
gefertigten Kunstwerke statt. Wie das langjährige Quiltgruppenmitglied Ilse
Thater einmal mit einem Augenzwinkern betont hatte: Zum Quilten gehören nicht
nur Geschick in der Handarbeit, sondern auch Kenntnisse in Mathematik für die
exakte Berechnung der notwendigen Stoffmenge, ein Gespür für Kunst und
Gestaltung für ein harmonisches Gesamtwerk, Sprachkenntnisse in Englisch durch
die Fachbegriffe und nicht zuletzt auch ein Verständnis für Geometrie, damit
die einzeln gefertigten Patches schließlich auch zusammenpassen.
Üblicherweise findet die Ausstellung
der Quiltgruppe im Rahmen des Weihnachtsmarktes statt. Doch der turnusgemäße
Termin im vergangenen Jahr musste aufgrund von Corona ausfallen. Daher kam die
Überlegung auf, einen anderen Termin zu wählen, beispielsweise die Fleckenschau
im Frühling. Doch auch diese konnte pandemiebedingt nicht stattfinden.
Besucher dürfen sich auf eine
vielfältige Auswahl handgefertigter Kunstwerke freuen
Was tun? Immerhin gab es nicht nur
eine Ausstellung nachzuholen, auch das Jubiläum sollte doch gefeiert werden.
„So, dann machen wir es halt allein, eine Ausstellung nur für uns“, beschreibt
es Eva Pondelik. Was für einen Jubilar ja eigentlich auch angemessen ist.
Die Besucher dürfen sich wieder auf
eine vielfältige Auswahl handgefertigter Kunstwerke freuen. Künstlerische
Sachen seien dabei, es gebe viele sehr große und auch recht kleine Quilts.
Ausgesprochen originell sind die sogenannten Quartetts. Hierzu schließen sich
vier Näherinnen zusammen, eine gibt ein Thema und die Farben vor und die
anderen drei müssen dies umsetzen – und zwar so, dass alle vier Patches
schließlich auch zusammenpassen. „Die Entwicklung kann total spannend sein“, so
Pondelik. Dem Einfallsreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt, bei der
Umsetzung waren die Beteiligten ausgesprochen findig.
Verkaufserlös kommt dem Backnanger
Verein Kinder- und Jugendhilfe zugute
Die optimale Präsentation zur
Jubiläumsausstellung ist aufgrund der unterschiedlichen Formate und der Räume
nicht immer einfach. „Jedes Mal ist es das Gleiche“, sagt die Weissacherin
lachend. „Wir stehen immer davor und überlegen uns, wie die Quilts am besten
zur Geltung kommen.“ Bisher hat es immer sehr gut funktioniert.
Auch dieses Mal können während der
Ausstellungszeit Lose für verschiedene Preise erworben werden. Anlässlich des
30-jährigen Bestehens wurden 30 individuelle Taschen gefertigt. Als Hauptpreis
winkt zudem der Gruppenquilt. Dazu näht jedes Mitglied einen Patch, der dann in
Gruppenarbeit zu einem gemeinsamen großen Kunstwerk zusammengesetzt wird. Der
Verkaufserlös kommt in diesem Jahr dem Verein Kinder- und Jugendhilfe in Backnang
zugute.
Von der Ursprungsgruppe sind noch
drei Quilterinnen aktiv dabei, momentan besteht die Gruppe aus etwa 15 Frauen,
die sich an jedem dritten Freitag im Monat in Bruch treffen. Manch eine
Quilterin hat altershalber oder aus gesundheitlichen Gründen aufhören müssen.
Vielleicht ist die diesjährige Ausstellung nach vier Jahren Pause eine gute
Gelegenheit, neue Mitstreiterinnen zu gewinnen, die gern mit Nadel und Faden
arbeiten.
Die Decken sind individuell und
folgen doch strengen Regeln
Ursprung Seinen Ursprung hat das Quilten in Asien und Ägypten. Die
Kreuzritter brachten im Mittelalter die Technik, einzelne Stoffstücke zu einem
neuen Kleidungsstück zusammenzunähen, nach Europa. Bekannt sind die individuell
und doch nach strengen Regeln gefertigten Decken vermutlich besonders aus dem
amerikanischen Raum. Besonders die Amish People in Nordamerika nutzten das
Quilten, um alte und kaputte Kleidungsstücke wieder in etwas Neues und
Ansehnliches zu verwandeln.
Technik Die verwendeten Stoffstücke werden dabei zurechtgeschnitten
und aneinandergenäht. Auf die Rückseite werden ein Vlies und danach noch eine
weitere Stofflage aufgelegt. So bekommt der Quilt zwei vorzeigbare Seiten.
Damit alles gut sitzt, sich die Lagen nicht verschieben können und vor allem
die Nähte der gepatchten Stoffstücke nicht aufgehen, wird gequiltet. Das
bedeutet, dass durch Steppstiche alle drei Lagen miteinander verbunden werden,
was auch zu dem typischen plastischen Aussehen des Patchworks führt.
Ausstellung Die Öffnungszeiten der Ausstellung im Bürgerhaus
Unterweissach, Welzgraben 8, sind folgende: Freitag, 23. September, von 14 bis
18 Uhr, Samstag, 24. September, und Sonntag, 25. September, jeweils von 11 bis
18 Uhr.
Verlosung Die Ziehung der Gewinner erfolgt am Sonntag, 25. September,
um 17 Uhr.